Die Überraschung aller Anwesenden ist groß, als am Sonntagmorgen anstatt des angekündigten Bischofs Jörg Vester Bezirksapostel Michael Ehrich in die Gemeinde tritt.
Durch die Verlegung eines Reisebeginns von Samstag auf Montag erfreut er ungeplant die Gemeinden Bruchsal und Linkenheim mit seinem Besuch. Dem Gottesdienst liegt das Wort aus Johannes 6, Vers 27 zu Grunde, das Stammapostel Jean-Luc Schneider kürzlich in einem Gottesdienst verwendete. Zu Beginn der Predigt geht der Bezirksapostel auf das vorgetragene Chorlied „Neunundneunzig Schafe“ ein und vertieft die Gedanken der sich uns zuneigenden Hirtenliebe. Diese soll wiederum in unser persönliches Umfeld hineinwirken und uns auf die Wiederkunft Jesu vorbereiten. Bezugnehmend auf die vorgelesene Bibelstelle empfiehlt er uns unvergängliche Speise anzuschaffen. Drei Schwerpunkte stehen in der nachfolgenden Auslegung dieses Gedankens im Mittelpunkt des Gottesdiensts:
1) Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern vom Wort Gottes. Im Natürlichen sind verschiedene Speisen notwendig, was uns jeder Arzt oder Ernährungswissenschaftler im Detail erklären kann, um die notwendigen Elemente und Stoffe aufzunehmen, die wir zum Leben benötigen. Was sind denn nun die Elemente des Evangeliums, derer wir bedürfen? Zum Beispiel Liebe, Buße, Leiden, Glauben. Die Liebe alleine reicht nicht aus. Manchmal hört man, dass das Alte Testatment mit Härte und das Neue Testament mit Liebe verbunden wird. Das stimmt nicht. Esst mein Fleisch und trinkt mein Blut, das ist eine harte Rede. Das Evangelium muss im Ganzen angeschaut werden, man darf sich nicht einzelne Dinge herauspicken. Lasst es uns also erarbeiten. Auch Prediger müssen sich in die Bibelstellen einarbeiten, die einem Gottesdienst zu Grunde liegen und intensiv ins Gebet gehen. In 15 Minuten geht das nicht. Und auch die Zuhörenden müssen sich das erarbeiten. Wie betet die Gemeinde für einen jungen Priester, der zum ersten Mal einen Gottesdienst leitet und wie für einen Gemeindeleiter, der zum 500. Mal vorne am Altar steht? Ausgewogene Nahrung bedeutet Kraft für die Seele.
2) Meine Speise ist es den Willen Gottes zu tun. Nicht ab und an Höchstleistung erbringen, sondern an der Grundhaltung arbeiten. Auf Vorrat essen geht auch im Natürlichen nicht. Nahrung muss regelmäßig und ausgewogen aufgenommen werden, das soll im Geistigen Teil unseres Wesens werden. Jeder muss mit Mühe an sich arbeiten. Wir haben keine Partnerschaft mit Gott. Gott ist Schöpfer, wir sind Geschöpfe. Das wird immer so bleiben.
3) Esst mein Fleisch und trinkt mein Blut, dann habt ihr das ewige Leben. Das bedeutet im Umkehrschluss, wer nicht isst und nicht trinkt hat kein ewiges Leben. Das ist das Bild des Heiligen Abendmahls, welches ein liturgisches Element in unseren Gottesdiensten ist. Aber Achtung: Lasst es nicht zur Gewohnheit werden! Aufrichtige Buße ist Voraussetzung. Im „Unser Vater“ bitten wir um die Vergebung unserer Schulden wie wir selbst vergeben. Wenn man das nicht kann, sollte man besser nicht am Abendmahl teilnehmen als sich selbst zum Gericht zu essen. Auch Mord oder andere schlimme Dinge müssen vergeben werden, auch wenn das nicht immer gleich gelingen wird. Bemüht Euch zu vergeben, darauf antwortet Jesu mit seinem Frieden. Versteht das Abendmahl als Vorgeschmack auf das Abendmahl des Lammes und die ewige Gemeinschaft mit Gott.
Bischof Jörg Vester bezieht sich in seinem Predigtbeitrag auf die Speisung der 5000. Jesus hat damals von einem Kind genommen, was da war: 5 Brote und 2 Fische. Jesus hätte dieses Wunder auch ganz ohne Speise schaffen können. Jesus arbeitet auch heute mit dem was da ist. Im Paradies waren die Menschen versorgt, sie hatten keinen Hunger. So sind auch wir versorgt, z.B. wenn unser Gemeindeleiter zum 500. Mal den Gottesdienst leitet. Außerdem ist uns nichts verboten. Das Schlimmste für Adam und Eva war nach dem Verstoß aus dem Paradies nicht das mühsame Erarbeiten der Nahrung im Schweiße des Angesichts, sondern der Wechsel von der Vollversorgung hin zur Trennung von Gott, „kein Du auf Du mehr“. Bleiben wir bei Gottes Speise und erarbeiten sie uns immer wieder.
Im Anschluss tauft und versiegelt Bezirksapostel Ehrich den kleinen Harri, den vor wenigen Wochen geborene Sohn unserer Geschwister Simona und Daniel Metz. Nach der Feier des Heiligen Abendmahls mit der Gemeinde und für die Entschlafenen beendet er den Gottesdienst mit dem dreifachen Segen. Von der Gemeinde verabschiedet sich zur Freude aller neben Bezirksapostel Ehrich, Bischof Vester und den Taufeltern auch Bezirksapostel i.R. Latorcai aus Kanada, der auf Besuch in Deutschland ist und gemeinsam mit uns den Gottesdienst gefeiert hat.